おこしやす

... in Gion Kobu!

Karyukai
- die Welt der Blumen und Weiden -
so nennt man die Gemeinschaft,
in der die Geishas und Maikos leben
und arbeiten

Gion Kobu ist wohl der berühmteste
Karyukai Distrikt

Jede Geisha ist schön wie eine Blume,
jede auf ihre eigene Art, und wie ein Weidenbaum,
so anmutig, biegsam und stark




picture by Masahiro Makino

Samstag, 4. September 2010

Ausbildung zur Maiko und Geisha




Ausbildung früher:

Nach alter Tradition ist es Brauch, dass Kinder, die eine künstlerische Karriere anstreben, am 6. Juni des Jahres in dem sie 6 Jahre alt werden, mit ihrer Ausbildung offiziell beginnen (6-6-6). Manche von ihnen beginnen sogar schon mit 3 Jahren.

Früher begannen die angehende Maiko also mit 6 Jahren ihre Ausbildung. An diesem Tag beginnt zum ersten Mal der professionelle Tanzunterricht.

Die frühe Ausbildung geht zurück auf die wohl bekannten Theatertraditionen „Noh“ und „Kabuki“. „Noh“ wurde im 14. Jahrhundert entwickelt und basiert auf den alten Hoftänzen. Jene Tänze wurden zu Ehren für die japanischen Götter aufgeführt.


Noh-Tanz


Das „Kabuki“-Theater wurde etwa 200 Jahre später entwickelt, es diente zur Unterhaltung für das gewöhnliche Volk. Beide Theaterformen werden nur von Männern aufgeführt. Die Söhne der Darsteller beginnen auch als Kinder mit ihrer Ausbildung, was dann so auf die Geisha-Welt übernommen wurde.


Kabuki-Aufführung


Wie gesagt, beginnt an jenem Tag der richtige Tanzunterricht.
Dieser Unterricht findet in einer gesonderten Gesangs- und Tanzübungsstätte, welche sich „Kaburen-jo“ nennt.


Das Kaburen-jo in Gion


Klassicher japanischer Tanz unterscheidet sich sehr von unseren Tanzformen. Die Bewegungen sind sehr langsam und richten sich viel mehr zum Boden hin. Solch ein Tanz besteht aus festen Mustern, „kata“ genannt, welche zusammen ein komplettes Stück bilden. Die Ausbildung dauert Jahre und bedeutet harte Arbeit.

Das Wissen, dass einem die Lehrerin übermittelt bedeutet „mane“ (wörtl. Imitation“). Doch traditioneller japanischer Tanz ist gewiss mehr als nur einfaches Nachahmen. Die Schritte müssen einem völlig in Fleisch und Blut übergehen, reine Identifikation also. Später wird das Wissen sogar durch eine Tanzprüfung geprüft. Doch dazu später mehr im Text.

Wenn eine angehende Maiko ihren Tanzunterricht beginnt, gilt sie noch lange nicht als Berufstänzerin. Erst wenn sie in die Schule eintritt, die sie zur Maiko und Geisha ausbildet. Solche Schulen nennen sich „Nyokoba“. Dort findet z.B. auch die Tanzprüfung statt.


Es gibt genau zwei Worte im Japanischen für Tanz, die da wären: „mai“ und „odori“

„mai“ ist von den Weihetänzen der Schrein-Dienerinnen angeleitet, welche als Gabe an die heiligen Götter aufgeführt wurden. Mai-Tänze dürfen nur von denen getanzt werden, die darin auch ausgebildet wurden.

Die Odori-Tänze werden als Erinnerung an gute bzw. frohe Anlässe, als auch traurige aufgeführt. Jene Tänze dürfen von jedem an japanischen Festen getanzt werden.

Von den Mai-Tänzen gibt es genau drei Arten,
die da wären:

mikomai – Tänze der Dienerinnen eines Shintou-Schreins
bugaku – Tänze des Kaiserhofes
noh mai – Tänze des Noh-Dramas

Der Tanzstil der Maiko und Geisha ist mai und geht besonders auf noh mai zurück.


Noh-Mai Tanzaufführung


Wie schon erwähnt gibt es für die angehende Maiko eine Prüfung in der „Nyokoba“. Bei dieser Prüfung muss die Maiko ihr tänzerisches Können unter Beweis stellen und ein Stück mit so wenig Fehlern wie möglich aufführen. Je nach Punktzahl hat sie die Prüfung bestanden oder nicht (eine spätere Wiederholung bei Nichtbestehen ist möglich). Meist ist man da um die 15 oder 16 Jahre alt.

Nach möglichst bestandener Prüfung ist man nicht sofort Maiko, da gibt es auch eine Vorstufe.

Wenn ein Mädchen sich dazu entschließt eine Maiko und dann Geisha zu werden, zieht sie erstmal in das Geisha-Haus ein und ist dann etwa für ein Jahr eine "Shikomi". Sie trägt einen normalen Kimono oder alltägliche Kleidung und trägt ihre Haare meist zu zwei Zöpfen geflochten oder einfach nur so zurückgebunden. Maikos verwenden stets ihr echtes Haar, dass dann zu einer kunstvollen Frisur gebunden wird, Geishas benutzen eine Perücke ("katsura" genannt). In der Zeit, in dem das Mädchen eine Shikomi ist, lässt sie ihr Haar dafür wachsen. Dieses Jahr ist sehr hart und anstrengend. Sie muss stets darauf warten bis die Maiko und Geisha von ihren Banketten zurückkehren; also bis spät abends und in den frühen Morgen. Zusätzlich hat sie noch die Schule zu schaffen.


Eine Maiko und rechts eine Shikomi


Hat das junge Mädchen diese harte Zeit durchgehalten wird sie zu einer Lernmaiko, auch „minarai“ genannt. „minarai“ ist man nur für 1-2 Monate und bedeutet „Lernen durch Beobachten“ („mi“ kommt von „miru“, was sehen bedeute und „narai“ kommt von „narau“ was lernen heißt). In dieser Zeit trägt die Minarai ein professionelles Kostüm und begleitet andere Maiko und Geisha auf abendliche Bankette, um dort aus erster Hand richtiges Benehmen, gute Konversation etc. zu lernen, was sie später selbst beherrschen muss.


Links seht ihr die Minarai,
ihr Obi (Kimonogürtel) ist nur halb so lange wie der der Maiko (rechts).



Jeder Maiko hat eine „ältere Schwester“, one-san genannt, die ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Durch ein Ritual, was sich „osakazuki“ nennt, wird diese enge Bindung bestätigt. Dabei werden drei Schalen mit Sake (Reiswein) gereicht und beide nehmen jeweils drei Schlucke von diesem. Auch bekommt jedes Mädchen, welches Maiko wird, an diesem Tag einen anderen Namen. Jener Name enthält auch ein Element des Namens ihrer älteren Schwester.




zwei Bilder vom "osakazuki"-Ritual


Nach dieser Zeit wird die Minarai zu einer Maiko. Dies geschieht mit dem „misedashi“, was ungefähr „offen für Geschäfte“ heißt. Die Maiko ist bereit die Arbeit als Profi anzunehmen. An jenem Tag ihres Debüts werden einige Besuche gemacht, um höflich allen Dank und Respekt zu erweisen, die der Maiko auf ihren Weg geholfen haben.


Die Maiko "Kimiaya" am Tag ihres Misedashi


Natürlich lernt die Maiko neben dem Tanz noch weitere traditionelle japanische Dinge, wie Kalligraphie (Schönschreiben), Musik, Teezeremonie, die Blumensteckkunst (Ikebana), sowie perfektes Benehmen und gute Konversation.


Eine Lehrerin und Schülerin beim Üben der Teezeremonie


gutes Benehmen ist ein Muss und wird
der Maiko während der Ausbildung beigebracht



Heutzutage …

ist es allerdings so, dass man eine Maiko-Ausbildung erst nach dem Abschluss der Mittelschule (die Japaner haben das amerikanische Schulsystem) beginnen kann, also etwas mit 16 Jahren. Das Ganze dauert dann etwa 5 Jahre.

Nach diesen 5 Jahren kommt irgendwann der Tag, an die Maiko durch die „mizuage“-Zeremonie zur Geisha wird. Wie das genau abläuft habe ich bereits im Text „Geschichte der Geishas“ beschrieben. Dort kann man genaueres nachlesen.

Auch an diesem Tag wird verwandten Häusern und Familien als Dank Geschenke gemacht. Genauer gesagt wird die Maiko eigentlich an erst an jenem Tag zur älteren Maiko. Erst am Tag der „erikae“-Zeremonie wird der Übergang richtig deutlich.


Yasuha am Tag ihres "erikae"


„eri“ bedeutet Kragen. Jeder Kimono. den eine Maiko und Geisha trägt, hat solch einen Kragen, wobei das Rot des Maiko-Kragen mit der Zeit immer weniger wird (jeder „eri“ wird einzeln angefertigt und über die Unterkleidung des Kimono gelegt, erst dann kommt der eigentlich Kimono) und zum Schluss ganz weiß ist. „erikae“ ist also das Wenden des Kragens, vom roten zum weisen Kragen, den eine Geisha trägt.



Auch von Geishas gibt es zwei Arten, die da wären:

tachikata und jikata

Die Tachikata ist die eigentliche Tänzerin und ist als solche ausgebildet. Sie beherrscht neben dem Shamisen (dreisaitiges, gezupftes Lauteninstrument mit einem langen Hals und einem relativ kleinen Körper) noch weitere Instrumente wie z.B. die Hayashi-Flöte oder die Tsutsumi-Handtrommel. Sie beginnt früh mit ihrer Ausbildung und hat ihr Debüt als Maiko. Wenn eine Tachikata es im Tanz nicht so weit bringt, konzentriert sie sich darauf Meisterin in solch einem Instrument zu werden


junges Mädchen spielt die Hayashi-Flöte


Eine Jikata, die als gewöhnliche Geisha auftritt, hat meist eine kürzere Ausbildung und hat ihr Debüt erst im fortgeschrittenen Alter. Sie muss im Gegensatz zu einer Tachikata keine besondere physische Schönheit besitzen.

Normalerweise ist es so, dass bei einem Bankett die Tachikata als Tänzerin auftritt und die Jikata spielt dabei Shamisen und singt.


Rechts sehr ihr die Tachikata und Links die Jikata


Gewiss kann eine Maiko und noch junge Geisha mit ihrem Liebreiz, Charme und ihrer Schönheit alle Kunden bezaubern. Aber richtiges Können beweist sie nur dann, wenn sie darüber hinaus mit ihrer Fähigkeit in Sachen Kunst auf lange Zeit hin bestehen kann.

Viele Geishas üben ihren hochgeschätzten Beruf bis in das hohe Alter aus. Wenn sie allerdings heiraten und eine Familie gründen möchte, muss sie mit ihrem Beruf aufhören und darf ihn dann auch nie wieder ausüben.


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